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US-Warnung vor Paracetamol in der Schwangerschaft | Medizin

Fachgesellschaften kritisieren die US-Warnung als unverantwortlich und sehen keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus.

Die US-Regierung, vertreten durch Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., warnt vor einer regelmäßigen Einnahme von Paracetamol (Tylenol) während der Schwangerschaft. Sie behauptet, dies könne mit einem erhöhten Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern verbunden sein. Die FDA (US-Arzneimittelbehörde) äußert sich deutlich differenzierter: Zwar gebe es Hinweise aus Studien, aber kein kausaler Zusammenhang sei nachgewiesen. Die FDA empfiehlt, Paracetamol nur in der niedrigsten wirksamen Dosis und für die kürzeste Dauer anzuwenden.

Widerspruch aus Europa

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sehen keinen Handlungsbedarf. Sie betonen, dass die bisherigen wissenschaftlichen Daten keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus belegen. Auch sie empfehlen eine zurückhaltende Anwendung, aber stufen Paracetamol weiterhin als sicherstes rezeptfreies Schmerzmittel in der Schwangerschaft ein.

Bewertung durch Embryotox

Das Berliner Institut Embryotox bewertet die Studienlage ebenfalls kritisch:

  • Die Studien seien methodisch uneinheitlich.
  • Ein plausibler Schädigungsmechanismus sei nicht bekannt.
  • Auch nach Einnahme durch den Vater wurden ähnliche Risiken beobachtet, was auf familiäre Faktoren hindeuten könnte.

Kritik an der US-Kommunikation

Fachgesellschaften wie das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) kritisieren die US-Warnung als unverantwortlich. Sie könne Schwangere verunsichern, obwohl unbehandeltes Fieber selbst ein Risiko für Mutter und Kind darstelle. Auch die WHO widerspricht der US-Darstellung und betont, dass Impfungen und Medikamente keinen Autismus verursachen.